Aktuelles von Pohlmann & Company

29.01.2021

Korruptions­wahrnehmungs-Index 2020 veröffentlicht

Transparency International hat am 28. Januar 2021 den aktuellen Korruptionswahrnehmungs-Index (Corruption Perceptions Index / “CPI“) für das Jahr 2020 veröffentlicht.


Zusammenfassung

  • Auch der aktuelle CPI 2020 belegt einen weltweiten Anstieg der wahrgenommenen Korruption. Wie bereits im Vorjahr erreichten zwei Drittel der untersuchten Länder nur eine Punktzahl von weniger als der Hälfte des erreichbaren Punktewerts (100) und weisen damit ein kritisches Korruptionsneigungsniveau auf. Auch der globale Punktedurchschnitt liegt mit 43 Zählern auf dem Vorjahresniveau.
  • Transparency International erörtert das Zusammenspiel von korruptem Verhalten und der Covid-19-Pandemie und sieht deren Eindämmung durch korruptes Verhalten maßgeblich erschwert.
  • Deutschland erreichte eine Wertung von 80 Punkten (abermals gleichbleibend zum Vorjahr) blieb im Ranking auf Platz 9.
  • Die USA, welche seit 2016 mit einem stetig sinkenden Score zu kämpfen haben, rutschen im CPI 2020 um 2 Punkte von 69 auf 67 Punkte ab und fielen im Ranking abermals um 2 Plätze von Rang 23 auf Rang 25.

Überblick Korruptionswahrnehmungs-Index 2020

Die internationale Anti-Korruptionsorganisation Transparency International hat am 28. Januar 2020 den aktuellen CPI für das Jahr 2020 veröffentlicht. Dieser Index fasst die Ergebnisse von 13 Umfragen, Expertenbewertungen und Untersuchungen zusammen, um die in Wirtschaft, Politik und Verwaltung wahrgenommene Korruption im öffentlichen Sektor von 180 Staaten zu messen. Er reicht von null Punkten (“sehr korrupt”) bis 100 Punkten (“sehr integer”).

Wie bereits im Vorjahr ermittelt Transparency International für das Jahr 2020 einen weltweiten Anstieg der im vergangenen Jahr wahrgenommenen Korruption. Dieser erneute Anstieg ist insbesondere aber nicht ausschließlich auf die fortdauernde Covid19-Pandemie zurückzuführen. So erreichen immer noch mehr als zwei Drittel der untersuchten Länder eine Punktzahl von weniger als 50 Punkten während nur wenigen Ländern spürbare Fortschritte in der Korruptionsbekämpfung gelingen. Der globale Durchschnitt liegt wie bereits in den Vorjahren bei lediglich 43 von 100 Punkten.

Korruptes Verhalten und Covid-19

Transparency International formuliert im Report zum CPI 2020 drastisch, dass die Analyse nicht nur den weltweiten Kampf gegen Covid-19 unterminiert, sondern auch mit Blick in die Zukunft zu einer Demokratiekrise führen kann.

Die Covid-19-Pandemie legte in vielen Ländern die Defizite sowohl in den Gesundheitssystemen als auch in den demokratischen Einrichtungen offen und unterstrich, dass insbesondere diese Länder mehr als zuvor den Kampf gegen Korruption aufnehmen müssen. Transparency International definiert in diesem Kontext die Stärkung von Korruptionsbekämpfungs- und Aufsichtsbehörden, eine transparente Gestaltung von Verträgen, die Verteidigung der Demokratie durch Stärkung der staatsbürgerlichen Rechte sowie die Sicherstellung des Zugangs zu relevanten Informationen als zwingend zu ergreifende Maßnahmen.

Entwicklung der Korruptionswahrnehmung

Insgesamt wird Korruption im öffentlichen Raum in Westeuropa und der EU mit einem Durchschnittswert von unverändert 66 Punkten am wenigsten als ein Problem wahrgenommen. Deutlich schlechter stellt sich die Situation in Subsahara-Afrika (32 Punkte), dem Mittleren Osten und Nordafrika (39 Punkte), Ost- und Zentraleuropa (36 Punkte) und Asien (45 Punkte) aber auch in den USA und Lateinamerika mit lediglich 43 Punkten im Länderdurchschnitt dar.

Spitzenreiter im CPI 2020 sind – wie bereits in den Vorjahren – Dänemark und Neuseeland mit jeweils 88 Punkten (Vorjahr: 87 Punkte) sowie Schweden, Singapur, Schweiz und Finnland mit jeweils 85 Punkten.

Die Schlusslichter im Ranking des CPI 2020 sind Syrien (14 Punkte), Südsudan (12 Punkte) und Somalia (12 Punkte). Auch für diese Gruppe ergaben sich keine Änderungen im Vergleich zum Vorjahr.

Den stärksten Absturz im Vergleich zum Vorjahresergebnis verzeichnete nach Suriname mit einem Verlust von 6 Punkten und Comoros mit einem Verlust von 4 Punkten überraschenderweise Island mit einem Verlust von 3 Punkten. Auffällig ist der weitere Absturz der USA. Während sich diese bereits im CPI 2018 um vier Punkte auf 71 Punkte verschlechterten, rutschten sie im CPI 2019 nochmals um 2 Punkte auf 69 Punkte und schließlich im CPI abermals um 2 Punkte auf nun Rang 25 ab (Vorjahr: Rang 23). Korruption wird demnach in den USA in Wirtschaft und staatlichen Institutionen auch weiterhin als zunehmendes Problem empfunden.

Positiv werden hingegen die Entwicklungen in den Malediven, Armenien, Kasachstan und Brasilien betrachtet. Die Malediven legten im Vergleich zum Vorjahr um 14 Punkte zu und verbesserten sich von Rang 130 auf Rang 75, während sich Kasachstan um 4 Punkte verbessern und von Rang 113 auf Rang 94 aufsteigen konnte und Brasilien sich um 3 Punkte verbesserte und 8 Plätze von Rang 113 auf 94 aufstieg. Überraschend ist die im Vergleich zum Vorjahr konstante Verbesserung Armeniens um abermals 7 Punkte und damit Platz 60 (Vorjahr: Platz 77).

Mit einem gleichbleibendem Punktestand von 80 bleibt Deutschland wie bereits im Vorjahr auf Platz 9. Wie bereits im Vorjahr sieht Transparency International nicht zuletzt die aktuelle Praxis der Parteienfinanzierung in Deutschland sowie die geltenden Regelungen zur Mandatsträgerbestechung nach § 108 e StGB als Problemfelder, die einem besseren Ranking entgegenstehen.

Watchlist

Im Bericht zum CPI 2020 führt Transparency International eine Watchlist von 12 Ländern, die aufgrund politischer Maßnahmen, gesellschaftlicher Veränderung und Herausforderungen (ausgelöst z.B. durch die Covid-19-Pandemie) oder zunehmender Naturkatastrophen, ein Potential zu signifikanter Veränderung in ihrer Korruptionswahrnehmung aufweisen. Die Watchlist beinhaltet unter anderem den Libanon, dessen Bewertung unter anderem in Folge der Explosion im Hafen Beiruts um 5 Punkte auf insgesamt 25 Punkte sank. Aber auch Malawi, dessen Scoring seit 2012 um 7 Punkte auf nun 30 Punkte gesunken ist. Diese Änderung ist im Wesentlichen dem Scheitern der neu gewählten Regierung bei der Eindämmung von Geldwäsche und Korruption zuzuschreiben.

In Europa wird hingegen mit Sorge auf Malta und Polen geblickt. Polens Score sinkt seit 2015 stetig auf nunmehr 56 Punkte, was der Schwächung der juristischen Unabhängigkeit zugeschrieben wird und mit negativen Folgen für Demokratie, Menschenrechte und Anti-Korruptionsmaßnahmen einhergeht. Zunehmende Fälle von Korruptionsfällen im Zusammenhang mit Amtsträgern und das sinkende Vertrauen in die Regierung hingegen weiterhin Maltas Bewertung und führen zu nur noch 53 Punkte im CPI 2020.

Auch die aktuellen Entwicklungen in Belarus werden mit Blick auf das politische Geschehen und die Bürgerproteste von Transparency International mit Sorge betrachtet, obwohl sich das Land seit 2021 um 17 Zähler auf einen CPI-Score von 47 Punkten verbessert hat.

Auswirkungen des Korruptionswahrnehmungsindex für Unternehmen

Die Ergebnisse des aktualisierten CPI sind auch im Unternehmensalltag zu berücksichtigen, denn sie liefern wichtige Risikoindikatoren für Compliance-Risiko-Analysen und risiko-basierte Geschäftspartnerprüfungen, welche beide wesentliche Elemente eines effektiven und effizienten Compliance Management Systems sind. Insbesondere Geschäftsbeziehungen in Länder, deren Punktezahl oder Platzierung sich auffällig verschlechtert haben, sollten kritisch überprüft werden, da sich hier neue oder erhöhte Compliance-Risiken entwickelt haben können.

Gerne beraten und unterstützen wir Sie bei Ihrer Compliance-Risiko-Analyse oder risiko-basierte Geschäftspartnerprüfungen. Weitere Informationen und Kontakt zu unseren Ansprechpartnern erhalten Sie hier.

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