Aktuelles von Pohlmann & Company

28.01.2020

Korruptions­wahrnehmungs-Index 2019 veröffentlicht

Transparency International hat am 23. Januar 2020 den aktuellen Korruptionswahrnehmungs-Index (Corruption Perceptions Index / “CPI“) für das Jahr 2019 veröffentlicht.


Zusammenfassung

  • Auch der aktuelle CPI belegt einen weltweiten Anstieg der wahrgenommenen Korruption. Wie bereits im Vorjahr erreichten zwei Drittel der untersuchten Länder nur eine Punktzahl von weniger als der Hälfte des erreichbaren Punktewerts (100) und weisen damit ein kritisches Korruptionsneigungsniveau auf. Auch der globale Punktedurchschnitt liegt mit 43 Zählern auf dem Vorjahresniveau.
  • Deutschland erreichte eine Wertung von 80 Punkten (gleichbleibend zum Vorjahr), verbesserte sich aber mit Platz 9 im Ranking um zwei Plätze.
  • Die USA, welche im CPI 2018 um vier Punkte auf 71 Punkte abrutschten, verschlechterten ihr Rating weiter auf 69 Punkte und rutschen auf Platz 23 ab.
  • Für die Praxis hat der CPI weiterhin folgende Bedeutung: Insbesondere Geschäftsbeziehungen in Länder, deren Punktezahl oder Platzierung sich auffällig verschlechtert haben, sollten kritisch im Hinblick auf ggf. neue oder erhöhte Compliance-Risiken überprüft werden.

Überblick Korruptionswahrnehmungs-Index 2019

Die internationale Anti-Korruptionsorganisation Transparency International hat am 23. Januar 2020 den aktuellen CPI für das Jahr 2019 veröffentlicht. Dieser Index fasst die Ergebnisse von 13 Umfragen, Expertenbewertungen und Untersuchungen zusammen, um die in Wirtschaft, Politik und Verwaltung wahrgenommene Korruption im öffentlichen Sektor von 180 Staaten zu messen. Er reicht von null Punkten („sehr korrupt“) bis 100 Punkten („sehr integer“).

Der CPI 2019 zeigt einen weltweiten Anstieg der im vergangenen Jahr wahrgenommenen Korruption. Mehr als zwei Drittel der untersuchten Länder erreichten eine Punktzahl von weniger als 50 Punkten. Der globale Durchschnitt liegt wie bereits im Vorjahr bei lediglich 43 Punkten.

Im Rahmen der Veröffentlichung des CPI 2019 nimmt Transparency International, explizit Bezug auf die immer bedeutsamer werdenden Anti-Korruptionsbewegungen weltweit und fordert gleichsam eine stärkere politische Integrität in den von Korruption merklich betroffenen Ländern. Weiterhin führt Transparency International aus, dass diese Entwicklung den fortschreitenden Vertrauensverlust der Menschen in die Regierungen, politischen Führer, gewählte Volksvertreter und sogar die Demokratie an sich fördert. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken sollten Regierungen die Gewaltenteilung stärken, den Einfluss des Geldes auf die Politik verringern und eine Beteiligung der Öffentlichkeit an der politischen Entscheidungsfindung fördern.

Entwicklung der Korruptionswahrnehmung

Insgesamt wird Korruption im öffentlichen Raum in Europa mit einem Durchschnittswert von 66 Punkten am wenigsten als ein Problem wahrgenommen. Deutlich schlechter stellt sich die Situation in Afrika und dem Mittleren Osten (35 Punkte im Länderdurchschnitt), Osteuropa und Asien (40 Punkte im Länderdurchschnitt) aber auch in den USA und Lateinamerika mit lediglich 43 Punkten im Länderdurchschnitt dar.

Spitzenreiter im CPI 2019 sind Dänemark und Neuseeland mit jeweils 87 Punkten und Finnland (86 Punkte), während Syrien (13 Punkte), Südsudan (12 Punkte) und Somalia (9 Punkte) die letzten Plätze belegen.

Den stärksten Absturz im Vergleich zum Vorjahresergebnis verzeichnete nach Barbados mit einem Verlust von 6 Punkten überraschenderweise Kanada, nachdem ein Vertreter von SNC Lavalin wegen Bestechungszahlungen in Libyen verurteilt wurde. Auch Kanada fällt mit nunmehr 77 Punkten vom 9. auf den 12. Platz zurück. Auffällig ist auch der weitere Absturz der USA. Während sich diese bereits im Vorjahr um vier Punkte auf 71 Punkte verschlechterten, rutschten sie im CPI 2019 nochmals um 2 Punkte auf 69 Punkte ab und fielen damit vom 22. auf den 23. Platz. Korruption wird demnach sowohl in den USA als auch in Kanada in Wirtschaft und staatlichen Institutionen als zunehmendes Problem empfunden.

Positiv werden hingegen die Entwicklungen in Armenien, Angola, Malaysia und Bahrein betrachtet. Diese Länder legten im Vergleich zum Vorjahr um 7 bzw. 6 Punkte zu. Armenien gelingt so der Sprung von Platz 105 im Vorjahresranking um 28 Plätze auf Platz 77 im aktuellen CPI-Ranking.

Auch Aserbaidschan, das im Vorjahr um 30 Plätze von Rang 122 auf 152 abrutschte, konnte sich teilweise erholen und kletterte im CPI-Ranking von Rang 152 auf Rang126.

Mit Rang 9 im Ranking verbesserte Deutschland seine Position im Vergleich zum Vorjahr zwar um zwei Plätze, konnte aber das Gesamtergebnis von 80 Punkten nicht verbessern. Transparency International sieht nicht zuletzt die aktuelle Praxis der Parteienfinanzierung in Deutschland sowie die geltenden Regelungen zur Mandatsträgerbestechung nach § 108 e StGB als Problemfelder, die einem besseren Ranking entgegenstehen.

Auswirkungen des Korruptionswahrnehmungsindex für Unternehmen

Die Ergebnisse des aktualisierten CPI sind auch im Unternehmensalltag zu berücksichtigen, denn sie liefern wichtige Risikoindikatoren für Compliance-Risiko-Analysen und risiko-basierte Geschäftspartnerprüfungen, welche beide wesentliche Elemente eines effektiven und effizienten Compliance Management Systeme sind. Insbesondere Geschäftsbeziehungen in Länder, deren Punktezahl oder Platzierung sich auffällig verschlechtert haben, sollten kritisch überprüft werden, da sich hier neue oder erhöhte Compliance-Risiken entwickelt haben können.

Zur Website von Transparency International.