Aktuelles von Pohlmann & Company

12.02.2019

Die TRACE Korruptions-Risiko-Matrix 2018

Seit 1995 wird der Corruption Perception Index („CPI“) von Transparency International erhoben und jährlich aktualisiert. Der CPI misst weltweit die Wahrnehmung der Korruption im öffentlichen Sektor und dient dazu, das Bewusstsein für Korruption zu schärfen und die Regierungen zu ermutigen, gegen sie vorzugehen. Der CPI gilt somit als einer der wichtigsten Kennwerte zur Beurteilung des Korruptionsrisikos. Der CPI für 2018 wurde am 29. Januar 2019 veröffentlicht (Link zu unserem Blogbeitrag).

Da der CPI eine allein auf Risikowahrnehmung basierende Wertung – ohne Berücksichtigung weiterer risikoerhöhender oder risikomindernder Faktoren – beinhaltet, ist der isolierte Blick auf den CPI gegebenenfalls nicht ausreichend. Ein anderer Index zur Beurteilung des Länderrisikos, der verschiedene Faktoren berücksichtigt, ist die TRACE Bribery Risk Matrix („Korruptions-Risiko-Matrix“), die von TRACE International seit 2014 (letztmalig am 6. Dezember 2018 für das Jahr 2018) veröffentlicht wird.

Die Korruptions-Risiko-Matrix berücksichtigt nicht nur das in den betrachteten Ländern wahrgenommene Korruptionsrisiko, sondern klassifiziert das abstrakte landesspezifische Korruptionsrisiko in einer mehrdimensionalen Betrachtung anhand von vier Kategorien und neun Sub-Kategorien:

Übersicht in Anlehnung an TRACE International

Bedingt durch das der Korruptions-Risiko-Matrix zugrundeliegende Bewertungs- und Rankingverfahren und der Berücksichtigung zusätzlicher Faktoren kommt es im Vergleich zwischen der aktuellen von TRACE International publizierten Korruptions-Risiko-Matrix und dem CPI 2018 zu teilweise überraschenden Abweichungen im Ranking:

  • Kuba erreicht aufgrund des immer noch sehr hohen Grades an staatlicher Interaktion sowie der als unzureichend bewerteten Anti-Korruptionsgesetzgebung im Ranking von Trace International lediglich Platz 165, während der CPI Kuba mit 47 Punkten auf Platz 61 einordnet.
  • Swasiland wurde von Transparency International mit 38 Punkten auf Platz 89 des CPI 2018 platziert. Die Korruptions-Risiko-Matrix von TRACE International platziert Swasiland jedoch aufgrund der als hoch eingestuften Korruptionserwartung sowie der undurchsichtigen Regierungsstrukturen auf Platz 162.
  • Während Aserbaidschan im CPI-Ranking 2018 von Platz 122 auf Platz 152 abrutschte, verbesserte sich das Land im Vergleich zum Vorjahresranking von Trace International mit nahezu gleichbleibenden Risiko-Score von Platz 112 auf Platz 95. Transparente Regierungsstrukturen, solide Anti-Korruptionsgesetze sowie deren angemessene Durchsetzung werden von TRACE International als Argumente für die Platzierung genannt.
  • Bahrain landet im CPI-Ranking 2018 ziemlich genau im Mittelfeld auf Platz 99, während die Korruptions-Risiko-Matrix das Land mit Platz 50 gerade noch unter den Top 20% platziert. Ausschlaggebend für die Platzierung sind die geringe Erwartungswahrscheinlichkeit von Korruption sowie die überdurchschnittlich strengen Anti-Korruptionsgesetze und deren strenge Durchsetzung.

 

Hinweis: Die Grafik stellt die Abweichungen in der Platzierung der berücksichtigten Länder zwischen dem CPI 2018 und der Korruptions-Risiko-Matrix dar. Die Datenbasis wurde um nicht in beiden Indices berücksichtigte Länder bereinigt. Eine niedrige Platzierung, beginnend links unten mit 1, bedeutet ein geringes Korruptionsrisiko – umgekehrt steht eine hohe Platzierung für ein hohes Korruptionsrisiko.

Während 2017 noch Schweden den ersten Platz im Ranking belegte, ging dieser 2018 an Neuseeland. Deutschland konnte im Vergleich zum Vorjahr den achten Platz halten, während die USA von Platz 16 auf Platz 18 abrutschten. Die Herabstufung der USA ist maßgeblich auf einen um zehn Punkte erhöhten Wert in Kategorie 1 (Geschäftsinteraktionen mit der Regierung) zurückzuführen. Wie bereits in unserem Beitrag zum CPI 2018 erwähnt, wird Korruption demnach in den USA sowohl in der Wirtschaft als auch bei staatlichen Institutionen als zunehmendes Problem empfunden. Ebenso wie der CPI weist die Korruptions-Risiko-Matrix ein erhöhtes geschäftliches Korruptionsrisiko in den asiatischen, afrikanischen und südamerikanischen Ländern aus. Dementsprechend belegen Somalia und Venezuela – wie bereits im Vorjahr – jeweils einen der letzten drei Plätze im Ranking.

Insgesamt bescheinigt TRACE International 29 Ländern (14,5%) ein geringes und 22 (11%) Ländern sogar ein sehr geringes Korruptionsrisiko zu, während 82 Ländern (41%) ein mittleres, 59 Ländern (29,5%) ein hohes und acht Ländern (4%) sogar ein sehr hohes Korruptionsrisiko zugewiesen wurde.

Für die Praxis bedeutet dies: Die Korruptions-Risiko-Matrix liefert über ein bloßes Länderranking hinaus auch einen sehr guten Überblick über die für das länderspezifische geschäftliche Korruptionsrisiko relevanten Risikotreiber. Insbesondere Geschäftsbeziehungen in Ländern, die Defizite in einer der vier Kategorien aufweisen oder deren Platzierung auffällig ist, sollten aufgrund des anzunehmenden erhöhten Korruptionsrisikos im Geschäftsverkehr kritisch überprüft werden.

 

Zur Website von TRACE International.