Aktuelles von Pohlmann & Company

27.01.2022

Korruptions­wahrnehmungs-Index 2021 veröffentlicht

Transparency International hat am 25. Januar 2022 den aktuellen Korruptionswahrnehmungs-Index (Corruption Perceptions Index / “CPI“) für das Jahr 2021 veröffentlicht.


Zusammenfassung

  • Der CPI 2021 indiziert eine Stagnation der weltweit wahrgenommenen Korruption im öffentlichen Sektor. Wie bereits im Vorjahr erreichten zwei Drittel der untersuchten Länder nur eine Punktzahl von weniger als der Hälfte des erreichbaren Punktewerts (100) und weisen damit ein kritisches Korruptionsneigungsniveau auf. Auch der globale Punktedurchschnitt liegt mit 43 Zählern auf dem Vorjahresniveau.
  • Transparency International erörtert das Zusammenspiel von korruptem Verhalten, der Covid-19-Pandemie sowie von Menschenrechtsverletzungen und sieht deren Eindämmung als essenziell im Kampf gegen Korruption an.
  • Deutschland erreichte wie bereits in den Vorjahren eine Wertung von 80 Punkten, fiel im Ranking allerdings um einen Rang von Platz 9 auf Platz 10.
  • Die seit 2016 mit einem stetig sinkenden Score kämpfenden USA erreichen nach dem Verlust von zwei Punkten wie bereits im Vorjahr auch 2021 erneut 67 Punkte, fielen im Ranking allerdings abermals um 2 Plätze von Rang 25 auf einem mit Chile geteilten Rang 27.

Überblick Korruptionswahrnehmungs-Index 2021

Die internationale Anti-Korruptionsorganisation Transparency International hat am 25. Januar 2022 den aktuellen CPI für das Jahr 2021 veröffentlicht. Dieser Index fasst die Ergebnisse von 13 Umfragen, Expertenbewertungen und Untersuchungen zusammen, um die in Wirtschaft, Politik und Verwaltung wahrgenommene Korruption im öffentlichen Sektor von 180 Staaten zu messen. Er reicht von null Punkten (“sehr korrupt”) bis 100 Punkten (“sehr integer”).

Im Gegensatz zum Vorjahr ermittelt Transparency International für das Jahr 2021 eine weltweite Stagnation der wahrgenommenen Korruption. Im zweiten Jahr der COVID-19-Pandemie ist bei 131 der 180 im CPI 2021 betrachteten Länder keine Veränderung der Bewertung im Vergleich zum Vorjahr festzustellen. Ebenso entspricht die Anzahl der Länder, die eine Verbesserung der Bewertung erreichen konnten, mit 25 nahezu derer der Länder, die im Vergleich zum Vorjahr niedriger bewertet wurden. Die Stagnation führt Transparency International auf die unwesentlichen Fortschritte der betrachteten Länder im Kampf gegen die Korruption zurück. Weiterhin haben 27 der 180 betrachteten Länder historische Tiefstwerte in der Bewertung erreicht. So erreichen immer noch mehr als zwei Drittel der untersuchten Länder eine Punktzahl von weniger als 50 Punkten, während nur wenigen Ländern wahrnehmbare und im Ranking spürbare Fortschritte in der Korruptionsbekämpfung gelingen. Der globale Durchschnitt liegt wie bereits in den Vorjahren bei lediglich 43 von 100 Punkten.

Korruptes Verhalten, Covid-19 und Menschenrechtsverletzungen

Transparency International stellt im Report zum CPI 2021 die These auf, dass Korruption Menschenrechtsverletzungen begünstigt, und nimmt Bezug auf die Ermordung von Menschenrechtsaktivisten, die Einschränkung der Pressefreiheit sowie die Nutzung der Spyware Pegasus durch staatliche Einrichtungen. Diese Beispiele zeigen nicht nur deutlich, dass selbst in starken Demokratien das System der gegenseitigen Kontrolle außer Kraft gesetzt werden kann, sondern auch dass die Einhaltung der Menschenrechte Bürger dazu ermutigen muss, sich gegen Ungerechtigkeit zu wehren.

Die Covid-19-Pandemie legte in vielen Ländern die Defizite sowohl in den Gesundheitssystemen als auch in den demokratischen Einrichtungen offen und unterstrich, dass insbesondere diese Länder mehr als zuvor den Kampf gegen Korruption aufnehmen müssen. Transparency International sprach bereits im Bericht zum CPI 2020 von einer Demokratiekrise. Auch im Bericht zum CPI 2021 nimmt Transparency International die Einschränkung von Freiheitsrechten sowie die Umgehung von Kontrollmechanismen in den Fokus. In diesem Zusammenhang gibt Transparency International vier Empfehlungen zur Bekämpfung von Korruption:

  1. Aufrechterhaltung der Rechte, die Bürger dazu ermächtigen, die gewählten Vertreter für Fehlverhalten zur Rechenschaft zu ziehen
  2. Wiedereinführung und Stärkung von Instrumenten zur institutionellen Machtkontrolle
  3. Die Bekämpfung transnationaler Korruption
  4. Aufrechterhaltung und Stärkung des Rechts auf Information über Regierungsausgaben

Entwicklung der Korruptionswahrnehmung

Insgesamt wird Korruption im öffentlichen Raum in Westeuropa und der EU mit einem Durchschnittswert von unverändert 66 Punkten am wenigsten als ein Problem wahrgenommen. Deutlich schlechter stellt sich die Situation in Subsahara-Afrika (33 Punkte), dem Mittleren Osten und Nordafrika (39 Punkte), Ost- und Zentraleuropa (36 Punkte) und Asien (45 Punkte), aber auch in den USA und Lateinamerika mit lediglich 43 Punkten im Länderdurchschnitt dar.

Spitzenreiter im CPI 2021 sind – wie bereits in den Vorjahren – Dänemark und Neuseeland, aber auch Finnland mit jeweils 88 Punkten sowie Norwegen, Schweden und Singapur mit jeweils 85 Punkten.

Die Schlusslichter im Ranking des CPI 2021 sind Südsudan (11 Punkte), Syrien (13 Punkte) und Somalia (13 Punkte). Innerhalb dieser Gruppe ergaben sich keine Änderungen im Vergleich zum Vorjahr.

Den stärksten Absturz im Vergleich zum Vorjahresergebnis verzeichneten Belarus mit einem Verlust von 6 Punkten und Botswana mit einem Verlust von 5 Punkten. Überraschenderweise verlor Australien ebenso wie Kirgisistan, Zypern und Argentinien 4 Punkte im Vergleich zum Vorjahr. Auffällig sind weiterhin die Punktverluste von Kanada und Belgien: Während sich Kanada um 3 Punkte von 77 auf 74 Punkte verschlechterte und von Rang 11 auf Rang 13 abrutschte, verschlechterte sich Belgien ebenfalls um 3 Punkte von 76 auf 73 Punkte und rutschte von Rang 15 auf Rang 18 ab.

Positiv werden hingegen die Entwicklungen in Malawi, Nord-Mazedonien, Sudan und auf den Seychellen betrachtet. Malawi legte im Vergleich zum Vorjahr um 5 Punkte zu und verbesserte sich von Rang 129 auf Rang 110, während sich Nord-Mazedonien um 4 Punkte verbessern und von Rang 111 auf Rang 87 aufsteigen konnte. Der Sudan verbesserte sich ebenfalls um 4 Punkte und stieg im Ranking von Rang 174 auf Rang 164. Überraschend ist die im Vergleich zum Vorjahr doch signifikante Verbesserung Chinas um 3 Punkte und damit auf 45 Punkte bzw. Rang 66 (im Vorjahr Rang 78).

Watchlist

Im Bericht zum CPI 2021 führt Transparency International die Watchlist von 12 Ländern, die aufgrund politischer Maßnahmen, gesellschaftlicher Veränderung und Herausforderungen (ausgelöst z.B. durch die Covid-19-Pandemie) oder zunehmender Naturkatastrophen, ein Potenzial zu signifikanter Veränderung in ihrer Korruptionswahrnehmung aufweisen, nicht fort.

Der CPI 2021 entwickelte sich für die auf der Watchlist genannten Länder im vergangenen Jahr wie folgt:

Auswirkungen des Korruptionswahrnehmungsindex für Unternehmen

Die Ergebnisse des aktualisierten CPI sind auch im Unternehmensalltag zu berücksichtigen, denn sie liefern wichtige Risikoindikatoren für Compliance-Risiko-Analysen und risiko-basierte Geschäftspartnerprüfungen, welche beide wesentliche Elemente eines effektiven und effizienten Compliance Management Systems sind. Insbesondere Geschäftsbeziehungen in Länder, deren Punktezahl oder Platzierung sich auffällig verschlechtert haben, sollten kritisch überprüft werden, da sich daraus neue oder erhöhte Compliance-Risiken entwickelt haben können.

Gerne beraten und unterstützen wir Sie bei Ihrer Compliance-Risiko-Analyse oder risiko-basierten Geschäftspartnerprüfungen. Weitere Informationen und Kontakt zu unseren Ansprechpartnern erhalten Sie hier.

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